Na, Diskussionsbedarf?

Die Bienenfabel

von Bernard Mandeville

Ein Bienenstock, dem keiner sich
An Macht und Reichtum sonst verglich,
Des fleißige, wohlgenährte Scharen
Geehrt in Krieg und Frieden waren,
War als das rechte Heimatland
Von Kunst und Wissenschaft bekannt.

Es war kein Fach und Amt im Land,
Wo Lug und Trug ganz unbekannt.
Trotz all dem sündlichen Gewimmel
War’s doch im Ganzen wie im Himmel.
Der Allerschlechteste sogar
Fürs Allgemeinwohl tätig war.

Was heut als gut und löblich galt,
Man übers Jahr Verbrechen schalt.
Doch grad durch diese Flickarbeit
An Recht und Brauch zu jeder Zeit
Gar mancher Schaden Heilung fand,
Den Klugheit nie vorausgeahnt.

Doch Jupiter, der länger sehen
Den Zank nicht mochte, rief: „Genug.
So seid befreit denn vom Betrug!“
So geschah’s – und Redlichkeit
Erfüllt nun alle weit und breit.

Da man auf Luxus jetzt verzichtet,
So ist der Handel bald vernichtet.
Manch Handwerk mehr und mehr verfällt,
Betriebe werden eingestellt.

Am Ende dieses Tugendstrebens
Und exemplarisch reinen Lebens
Ward ihm ein hohler Baum beschieden.
Dort haust er nun in Seelenfrieden.